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Das kleine, große M des Masochismus

Kommen wir zum letzten unter all den Bestandteilen des Begriffs BDSM. Das M steht für Masochismus – neben der Dominanz wohl der größte Teil innerhalb des Fetisch-Bereichs.


Denkt man an BDSM, geht damit auch der Gedanke an Schmerz einher, ebenso wie das Bedürfnis durch Schmerz, Demütigung und Unterdrückung Befriedigung zu erlangen.

Masochismus bedeutet Lust beim Erleben von Schmerz und Qual in physischer oder psychischer Form zu empfinden, wobei der körperliche Part hierbei meist überwiegt.


Masochismus ist das Pendant zum Sadismus und bekam seinen Namen durch den Schriftsteller Leopold von Sacher-Masoch. Durch seine Novelle „Venus im Pelz“, ein literarisches Werk, welches ein vertraglich geregeltes & theatralisch inszeniertes Schmerz- und Unterwerfungsverhalten gegenüber seiner eigenen Frau darstellt; veröffentlicht 1870. Er war der Namensgeber einer Sexualität und der Vorreiter auf die heutige BDSM und Fetisch Szene. Allerdings konnte sich der Name nicht durch ihn etablieren, sondern gewann erst später durch Arbeiten von Gilles Deleuze an Gewicht. Hierzulande festigte sich der Begriff durch den deutsch-österreichischen Psychiater und Rechtsmediziner Richard von Krafft-Ebing.


Schmerz und sexuelle Lust gehen für allgemeine Gesellschaft keinen gemeinsamen Weg, daher ist Masochismus für die meisten Menschen nicht nachvollziehbar. Bei Schmerz handelt es sich um eine komplexe Sinneswahrnehmung. Schmerz ist ein Impuls, ein Signal an das Gehirn, dass dem Körper Schaden zugefügt wird. Es handelt sich um gereizte Nerven, die Elektroimpulse aussenden. Rudimentär betrachtet ist auch sexuelle Lust eine Reaktion unserer Nerven auf Stimulation.

Diese Art Schmerz kann auf die verschiedensten Weisen entstehen und braucht nicht unbedingt den dominanten Part. Beispielsweise kann bereits das Tragen eines engen Korsetts eine Möglichkeit sein, sich selbst durch geringe Qualen, Lust zu bereiten.

Masochismus erfordert, ebenso, wie alle anderen Bestandteile der BDSM Praktik das gegenseitige Einverständnis, sowie Respekt, Vertrauen und Wissen.

Zudem sollte ebenfalls eine Art Ampelsytem zwischen Sub und Dom besprochen werden, das gewisse Safewords enthält, die zum Ausdruck bringen, wie weit der/die Dom gehen kann. Sobald das rote Safeword fällt, gilt es für den Dom, die Session unmittelbar zu beenden.


Wenn gefragt wird, wie Masochismus zustande kommt, gibt es dazu verschiedene Theorien. Einige davon beschreiben eine Art Kindheitstrauma oder auch Traumata im Allgemeinen. Eine andere Theorie ist das Resultat aus eigenen Experimenten.


Masochismus ist ein Begriff, dessen Beiwort Kontrolle ist. Viele sind der Ansicht, es handle sich hierbei um genau das Gegenteil, nämlich einen Kontrollverlust, allerdings ist das Team des The Secret Fetishgarden anderer Ansicht. Masochismus bedeutet zwar Kontrollabgabe, jedoch kommt diese nicht von ungefähr – es geht um das bewusste Abgeben der Kontrolle. Es handelt sich um den freien Willen von Macht, um die Erlaubnis seitens der/des Sub, um die aktive Erlaubnis für den Dom Lust in Form von Schmerz zu übermitteln, um die Hingabe und das Vertrauen. Denn Kontrolle abgeben bedeutet auch, sich selbst die Befriedung zu nehmen, die man erleben möchte.


Schaut man sich moderne Definitionen des Masochismus an, stößt man auf Sigmund Freud und Ernst Bornemann. Beide beschreiben den Masochismus auf unterschiedliche Weisen.

Nach Sigmund Freud differenziert man zwischen drei Kategorien: dem primären, dem femininen und dem moralischen Masochismus.

Ersterer entsteht in der Entwicklungsphase der Libido. Hierbei handelt es sich um die sexuelle Lust, welche proportional zum Schmerz ansteigt.


Der feminine Masochismus beschreibt die erotische Neigung zu Strafe, dem Erdulden und der Unterwürfigkeit. Begründet wird diese Art durch die Beziehung zwischen Mutter und Kind, da der/ die Masochist/in sich bewusst in eine infantile Situation begibt, bei der sie erwischt und bestraft wird.


Der moralische Sadismus behandelt den Sadismus gegen sich selbst. Ein Spannungsverhältnis zwischen Ich und Über-Ich, bei dem bestimmte Triebe unterdrückt werden und der Druck letztlich an sich selbst ausgelassen wird.


Ernst Bornemann definiert drei Arten, den nicht-sexuellen Masochismus, bei dem die Person ihre Befriedigung allein durch Demütigung und Misserfolge. Bei Konjunktions-Masochismus handelt es sich um die Unterdrückung während des Aktes, hierbei kann es sogar zu Selbstverletzungen währenddessen kommen.

Zu guter Letzt beschreibt Bornemann den Kompensations-Masochismus. In diesem Fall handelt es sich um den Lustgewinn auf physische Weise, was auch bedeutet, dass der Geschlechtsakt nicht unbedingt vollzogen werden muss.


BDSM-ler kategorisieren ebenfalls in drei unterschiedliche Formen.

Etabliert haben sich drei Kategorien der Vorliebe, der Art des Schmerzes.

Da geht es zum einen um den punktuellen Schmerz, der sich intensiv auf eine Stelle bezieht. Hervorgerufen werden kann dieser beispielsweise durch spezifische Praktiken mit Nadeln.


Zum anderen wird der stumpfe Schmerz beschrieben. Dieser behandelt eine größere Fläche oder eine Muskelgruppe und dringt oft tiefer in den Körper ein. Diese Art Reiz kann beispielsweise durch das Schlagen mit einem Paddle erzeugt werden.


Kommen wir abschließend zum ziehenden Schmerz, der im Vergleich zum stumpfen Schmerz einen kleineren Radius charakterisiert, jedoch nicht so punktuell verläuft, wie der stechende Schmerz. Hier eignet sich der Rohrstock besonders gut.


Abschließend gilt zu sagen, dass die BDSM Praktik so viel mehr ist als einfach nur Schmerz erleiden oder ihn zuzufügen. Vielmehr geht es hierbei um Wissen und Macht, über das über sich hinaus wachsen und Grenzen kennen. BDSM bietet eine Vielzahl von Bereichen, die es sich lohnt zu erkunden, sofern man damit noch nicht vertraut ist. Außerdem finden wir hier die wohl wertvollsten und in der heutigen Gesellschaft oft vergessenen Begriffe für den Menschen im Allgemeinen und das sind Respekt und Vertrauen.


Das kleine, große M des Masochismus.

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